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Ordnung, mach disch net verrückt, geniess deinen Ur-
laub. Ab moin geht die klaane ja arbeite, und dann melde
mer uns emal«, versucht er mich zu beruhigen. »Ent-
spannt euch, es läuft.«
Ich bin keineswegs beruhigt, probiere aber nicht auszu-
flippen, vor allem, weil mein Handlungsspielraum von
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Mallorca aus doch extrem eingeschränkt ist. Wo um alles
in der Welt steckt meine Tochter?
»Gut, Rudi, dann mach dir einen schönen Tag und grüß
Claudia!«, antworte ich so gelassen wie eben möglich.
Kaum habe ich aufgelegt, wähle ich die Nummer meiner
Tochter. Die kann sich warm anziehen! Nicht mit mir,
denke ich. Während das Freizeichen ertönt, überlege ich,
welche Sanktionen als Drohung gut wären. Ich weiß
nicht, wie andere, ohne Drohgebärden, ihre Kinder erzie-
hen. Allein mit vernünftigen Vorschlägen sind meine
Kinder nicht zu überzeugen. Claudia hat ihr Handy aus.
Ich schicke eine SMS:
Wo steckst du?
Wenn ein Stein ins Rollen kommt, reißt er viel mit sich.
Christoph, Claudia, meinen Körper, mein Gesamtbefin-
den  alles ist in Bewegung. Abwärts. Wie kann man das
stoppen? Meine Güte, ich dramatisiere. Steine, die ab-
wärts rollen  was für ein albernes Bild. Ich muss Initia-
tive zeigen, darf mich nicht so einfach ergeben.
Wie liest man es in Frauenmagazinen noch gleich immer:
Das Leben liegt in Ihrer Hand! Ergreifen Sie die Regie!
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Also gut! Ich streife mir ein leichtes Sommerkleid über,
trinke einen Piccolo aus der Minibar und schnappe ein
Handtuch. Ich werde mich amüsieren. Werde gutgelaunt
und strahlend sein. Die Frau, die ich in letzter Zeit viel zu
häufig war, die muffige, leidende Heulsuse, muss jetzt
eine Auszeit nehmen. Wer sich anders präsentiert, wird
auch anders wahrgenommen! Auch das ist eine Weisheit
aus irgendeinem Heftchen. Es ist zwar eigentlich entsetz-
lich, dass ich mich für Christoph präsentieren muss, aber
wenn es ihn zugänglicher macht, dann ist es einen Ver-
such wert. Ich lasse mich weder von meiner Familie noch
von meinen Hormonen bezwingen.
Ich stelle mir vor, ich wäre Schauspielerin. Meine aktuel-
le Rolle: Eine große, gutaussehende, erfolgsverwöhnte
Frau mit immensem Selbstbewusstsein auf dem Weg
zum Pool. Sie will ihren Mann überraschen, der so gar
nicht mit ihr rechnet.
Der Erste aus unserer kleinen Reisegruppe, den ich treffe,
ist Fritz. Er steht in hübschen, blau-weiß gestreiften Ba-
deshorts und mit Sonnenbrille am Beckenrand. Das auf-
gesetzte Selbstbewusstsein bekommt schon erste Risse.
»Hallo, Andrea«, begrüßt er mich, »na, schönen Tag ge-
habt?«
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Er schiebt sich die Sonnenbrille in die Gelhaare und mir
fällt wieder ein, was dieser Fatzke damals zu mir gesagt
hat: »Sind das die Wechseljahre oder brauchst du mal
wieder einen ordentlichen Fick?« Er hat eindeutig all das,
was ich getan habe, verdient, und an sich würde ich ihm
rückwirkend am liebsten noch mal ordentlich eine ver-
passen. Aber ich habe ja eine Rolle: Ich bin groß, attrak-
tiv und entspannt. Eine souveräne, selbstbewusste Per-
son.
»Ja, war ganz nett!«, antworte ich, meiner Rolle entspre-
chend, und ergänze: »Ich habe gehört, das Golfspiel war
ein Erfolg.«
Mir soll keiner vorwerfen, ich würde Gespräche abblo-
cken. Er lacht.
»Übrigens, Andrea, was ist dein Lieblingstier?«
Was will er denn jetzt? Ist das ein klitzekleiner Psycho-
test, nach dem Motto: Nenn mir ein Tier, und ich sage
dir, wer du bist. Mein Lieblingstier? Eine Frage, über die
ich noch nie intensiv nachgedacht habe. Hund zu antwor-
ten, wäre vielleicht zu profan. Hat so was Durchschnittli-
ches. Wahrscheinlich sagen die meisten Menschen, vor
allem die meisten Deutschen, Hund. Will man wie alle
sein? Nein. Katze klingt nach Studienrätin ohne Mann
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mit leichtem Oberlippenflaum und Hase nach kleinem
Mädchen.
»Da muss ich mal überlegen!«, weiche ich einer Antwort
aus.
»Soll ich dir vielleicht einen Vorschlag machen?«, fragt
Fritz.
Einen Vorschlag für mein Lieblingstier? Habe ich einen
Sonnenstich, oder unterhalten wir uns tatsächlich über
Tiere?
»Ich glaube, du magst Raubkatzen!«, grinst er mich an.
Raubkatzen? O Gott, Raubkatzen! Der hat mich erkannt.
Ein Jaguar ist eindeutig eine Raubkatze!
»Nein, also Raubkatzen sind so gar nicht mein Ding!«,
sage ich und mein Blick gleitet über den Poolbereich.
»Äh, Biber, Füchse, Giraffen und, äh, Zebras finde ich
faszinierend«, stammle ich.
Was für ein Schwachsinn. Biber! Füchse, Giraffen und
Zebras! Blöder geht s ja kaum noch.
»Biber?«, sagt er nur. »Biber?«
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»Ach, da sind ja die anderen! Hallo ihr zwei!«, winde ich
mich aus dem Nager-Dilemma.
Selten habe ich mich so gefreut, Gaby und Lukas zu se-
hen. Die beiden sind im Pool und winken freundlich. Ich
reiße mir das Kleid vom Leib, werfe es auf eine Liege [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]
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